Im betriebs- und volkswirtschaftlichen Kontext ist es üblich, Outputs, Veränderungen oder Wirkungen bis in die letzte Kommastelle zu quantifizieren. Anders verhält es sich im sozialen und im ökologischen Bereich: hier können Veränderungen und Wirkungen nicht immer in der gleichen Weise quantifiziert werden, weil sich Phänomene wie Glück und Zufriedenheit oder ökosphärische Zukunftsfähigkeit einer Messung im ökonomisch-mathematischen Sinne in der Regel entziehen. Dazu kommt, dass wir es bei sozialen und ökologischen Fragen häufig mit komplexeren Wirkzusammenhängen als in der Ökonomie zu tun haben. Im sozialen und ökologischen Bereich ist es oft nicht oder nur sehr schwer möglich, unterschiedliche Kausalitäten voneinander getrennt exakt zu erfassen. Kurzum: welche Wirkung meine persönliche ethisch-nachhaltige Geldanlageentscheidung auf Gesellschaft und Umwelt hat, läßt sich häufig nicht so messen, wie das in der Wirtschaft erwartet wird. Das bedeutet aber einerseits nicht, dass eine verantwortliche Geldanlage wirkungslos bliebe. Und andererseits ist zu hinterfragen, ob diese exakte Quantifizierung tatsächlich so wichtig ist. Um es mit einem Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird, zu verdeutlichen: Nicht alles was im Leben zählt, ist zählbar bzw. nicht alles, was zählbar ist, wählt auch wirklich im Leben.
Sozial und ökologisch verantwortlich agierende Unternehmen und Institutionen können dagegen die Chance nützen, in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen zu werden und sich dadurch ein positives Image aufzubauen. Für Unternehmen und Institutionen wird damit ein Anreiz geschaffen, sozial und ökologisch verantwortlich zu agieren und dadurch den Unternehmenswert zu steigern.
Die Entscheidung zu ethischem Investment bedeutet auch für die Finanzwirtschaft einen Anreiz zu Veränderungen. Immer mehr Banken, Kapitalanlagegesellschaften und Pensionsversicherungen bieten ethisch-orientierte Geldanlageprodukte an und werden damit dem steigenden Interesse an solchen Produkten gerecht. Einige Finanzdienstleistungs-Unternehmen sind bereits dazu übergegangen, ihre gesamte Angebotspalette an sozialen und ökologischen Kriterien auszurichten. Damit kommt es auch innerhalb der Finanzwirtschaft zu einem geänderten Bewusstsein gegenüber sozialer und ökologischer Verantwortlichkeit.
Wenn genügend Menschen und Institutionen umdenken und eine kritische Masse an ethisch-nachhaltig angelegtem Kapital entsteht, kann sich etwas zum Positiven verändern. Aktuell ist das Potenzial zumindest schon so hoch, dass von vielen Unternehmen wenigstens einzelne Maßnahmen mit besonderem ökologischen oder sozialen Wert gesetzt werden, Nachhaltigkeitsreports veröffentlicht werden etc. In Kombination mit Anstrengungen auf anderen Ebenen - etwa in der Politik oder beim Konsum - kann sich etwas ändern.